Von Lars Felder, Dr. David Fischer und Verena Krall, greenventory, 01. April 2025
Mit der Wärme, die in Industrieprozessen abfällt, könnten Kommunen einen wichtigen Anteil der lokalen Bedarfe abdecken und dadurch Kosten und Emissionen reduzieren. Um die Potenziale optimal auszuschöpfen, bezieht greenventory bei der kommunalen Wärmeplanung Akteure vor Ort zentral mit ein.
Bis 2045 soll Wärme in Deutschland klimaneutral gewonnen werden, der Prozess der kommunalen Wärmeplanung ist in vollem Gange. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien ist dabei ein wichtiger Baustein, schon vorhandene nachhaltige Wärmequellen effizient zu nutzen. Ein enormes Potenzial steckt in der industriellen Abwärme. Deutschlandweit geben laut der Plattform für Abwärme der Bundesstelle für Energieeffizienz (BfEE) mehr als 2.800 Unternehmen an, insgesamt mehr als 190 TWh überschüssige Wärme im Jahr zu produzieren. Zum Vergleich: Private Haushalte in Deutschland verbrauchten 2023 knapp 600 TWh um zu heizen. Könnte das komplette Abwärmepotenzial ausgeschöpft werden, wären damit also mehr als 30 Prozent dieses Bedarfs abgedeckt.
Datenbasierte Analysen im Gespräch mit lokalen Akteuren
Doch wie kann Abwärme erschlossen und effizient von den Unternehmen zu den Verbraucher*innen transportiert werden? Für die kommunale Wärmeplanung verknüpft greenventory in einem digitalen Zwilling das Wissen lokaler Akteure mit einer tiefgehenden datenbasierten Analyse der besten Optionen vor Ort.
Wie lokale Expertise und digitale Planung einander ergänzen, zeigt sich etwa am Beispiel Melle, der flächenmäßig viertgrößten Stadt Niedersachsens. Dort begleitet greenventory seit 2024 den Prozess der Wärmeplanung. Im Stadtgebiet kommen insbesondere zwei Industrie-Unternehmen als Quellen für Abwärme in Frage.
Ein lokaler Kunststoffhersteller produziert durch die Kühlung seiner Spritzgussanlagen Abwärme mit Temperaturen zwischen 20 und 30°C. Diese zu nutzen bietet sich besonders an, da zwei weitere Wärmequellen neben dem Unternehmensgelände liegen: ein Klärwerk sowie eine Biogasanlage. Die Abwärme des Unternehmens könnte einen wesentlichen Anteil des lokalen Jahreswärmebedarfs abdecken und wäre ganzjährig verfügbar.
Position einer Heizzentrale in Machbarkeitsstudie abwägen
Nun stellt sich die Frage, wo eine Heizzentrale platziert werden kann, um die Abwärme den Haushalten in der Nähe zur Verfügung zu stellen. Im Fokus stehen zwei Optionen: Zum einen könnte die Heizzentrale auf den städtischen Flächen auf dem Gelände der anliegenden Kläranlage errichtet werden. Hierbei könnten eine oder mehrere Wärmepumpen die Abwärme der Firma sowie die Wärme des geklärten Abwassers erhitzen. Bei Temperaturen von bis zu 70°C müsste die Wärme von dort zum Ortskern transportiert werden. Die zweite Option wäre, die anfallende Abwärme auf einem Temperaturniveau von 20 – 30 °C bis in den Ortskern zu leiten und erst dort mittels einer Großwärmepumpe die Temperatur anzuheben. Hierbei ginge weniger Wärme bei der Verteilung verloren. Allerdings wäre es schwieriger, geeignete Flächen für die Heizzentralen im Ortskern zu finden. Welche der beiden Optionen am besten für Melle geeignet ist, sollte nun im Rahmen einer Machbarkeitsstudie geklärt werden.
Relevante Akteure in die Planung einbinden
Erste Schritte, um die Abwärme aus dem eigenen Betrieb nutzbar zu machen, ist auch ein Stahlfederwerk in Melle schon gegangen. Nach einer werksinternen Studie baute das Unternehmen ein internes Wärmenetz auf, um die anfallende Abwärme zu zentralisieren. Mit Hilfe eines Pufferspeichers auf dem Betriebsgelände und einem zu errichtenden Netz, könnte diese Abwärme zukünftig die umliegenden Gebäude emissionsfrei versorgen. Einzige Voraussetzung von Seiten des Stahlfederwerks: Ein externer Akteur müsste den Netzbetrieb übernehmen.
Dieses Beispiel zeigt, dass für eine gelingende Wärmeplanung eine Vielzahl weiterer lokaler Akteure neben den ansässigen Unternehmen einbezogen werden muss. Dazu gehören Energieversorger und Netzbetreiber, Energiegenossenschaften und Stadtwerke, genauso wie die Wärmeabnehmer, das heißt Baugenossenschaften, kommunale Liegenschaften und Bewohner*innen der jeweiligen Kommune. Eine solche Beteiligung im Planungsprozess führt nicht nur zu effizienteren Lösungen, sie aktiviert und motiviert die Menschen vor Ort und stärkt so die Verbindlichkeit des Wärmeplans.

Grafik: Für eine gelingende Wärmeplanung muss eine Vielzahl lokaler Akteure einbezogen werden. Quelle: greenventory
Kostengünstige und emissionsarme Wärmeversorgung langfristig sicherstellen
Die Erfahrungen aus Melle unterstreichen, wie wichtig die Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren ist, um das Abwärmepotenzial auszuschöpfen. Indem die Unternehmen vor Ort aktiv in den Planungsprozess eingebunden werden, können Kommunen mit Hilfe der datenbasierten Optimierung in greenventorys digitalem Zwilling die Wärmeversorgung von morgen kostengünstig und emissionsarm gestalten.
Mit greenventory datenbasierte Entscheidungen treffen
Sie fragen sich, inwieweit es in Ihrer Kommune möglich ist, Abwärme der lokalen Industrie zu nutzen? Wir unterstützen Sie gerne im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung sowie mittels Machbarkeitsstudien dabei, die optimale Lösung für Ihre Wärmeversorgung zu finden.