Von Dr. David Fischer, greenventory, 24. September 2024
Die kommunale Wärmeplanung ist in aller Munde – zumindest, seit das Wärmeplanungsgesetz zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Endlich! – will man sagen, denn die kommunale Wärmeplanung ist ein zentraler Baustein für die Erreichung der Klimaziele im Wärmesektor.
Wir von greenventory durften dieses Jahr gemeinsam mit unseren Partnern aber bereits unsere 100te Wärmeplanung durchführen. Der perfekte Moment, um kurz innezuhalten und meine Erfahrungen und Expertise mit Ihnen zu teilen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Schritte bei der kommunalen Wärmeplanung wirklich wichtig sind und worauf Sie dabei besonders achten sollten. Zudem erhalten Sie praktische Tipps zur Ausschreibung, die sich in unseren Projekten der kommunalen Wärmeplanung als besonders hilfreich erwiesen haben.
Kommunale Wärmeplanung als strategisches Planungsinstrument
Ein Wärmeplan ist ein zentrales strategisches Planungsinstrument. Es hilft Städten und Gemeinden, den Wärmesektor systematisch zu analysieren und langfristig auf erneuerbare Energien umzustellen. Dabei wird die Herausforderung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und angegangen. Zum Beispiel:
- Wie steht es um die energetische Sanierung von Gebäuden?
- In welche Wärme-, Strom- und Gasnetze sollte investiert werden?
Nicht zuletzt fördert die kommunale Wärmeplanung das koordinierte Zusammenarbeiten aller Beteiligten im Projektgebiet. Und wer sich mit solchen Projekten auskennt, weiß: Wenn die Transformation des Energiesystems eines braucht, dann ist es eine gemeinsame Stoßrichtung.
Bestandteile des kommunalen Wärmeplans
Die kommunale Wärmeplanung folgt einem klar definierten Prozess, welcher im Wärmeplanungsgesetz zu finden ist. Folgende Schritte sind unserer Erfahrung nach die wichtigsten:
- Bestandsanalyse (Wie wird heute geheizt?):
Erfassung des Status quo der Wärmeversorgung.
- Potenzialanalyse (Wo gibt es lokale Energiequellen?):
Identifizierung von lokalen Potenzialen für erneuerbare Energien wie u.a. Solarthermie, Geothermie und Biomasse.
- Zielszenario (Wie wird zukünftig geheizt?):
Entwicklung eines zielkonformen Szenarios, das den zukünftigen Energiebedarf abbildet. Maßnahmen zur Treibhausgasneutralität bis zum Zieljahr verknüpft ist.
- Wärmewendestrategie (Wie kann es gelingen?):
Herausarbeiten konkreter Maßnahmen zur Treibhausgasneutralität bis zum Zieljahr. Essenziell ist dabei die Einbindung von Stakeholdern wie Energieversorgern, Netzbetreibern und der Öffentlichkeit. Dies schafft Akzeptanz und Transparenz und erhöht die Qualität der kommunalen Wärmeplanung signifikant.
Daten als Schlüssel zur erfolgreichen Wärmeplanung
Das klingt erstmal alles einleuchtend, würde wohl der Großteil der Leser behaupten. Doch eine der größten Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung ist es, die richtigen Daten zu sammeln und zu nutzen. Für eine genaue Bestandsanalyse sind Primärdaten unverzichtbar. Doch es reicht nicht aus, diese nur zu beschaffen – sie müssen auch sorgfältig aufbereitet und geprüft werden. Hier kommen digitale Tools wie unser Digitaler Zwilling ins Spiel. Sie helfen, Daten größtenteils automatisch zu erfassen und zu verarbeiten. Das macht den Prozess der kommunalen Wärmeplanung deutlich effizienter.
Unsere Erfahrung zeigt: Eine gründliche Datenaufbereitung ist der Grundstein für eine erfolgreiche Planung. Dabei müssen nicht nur Gebäudearten und Baualtersklassen, sondern auch die bestehende Versorgungs- und Heizstruktur detailliert analysiert werden. Das Unterfangen ist also extrem komplex und führt in Projekten immer wieder zu Herausforderungen. Umso wichtiger ist es, einen Akteur zu wählen, der auf diesem Gebiet die notwendigen Fähigkeiten besitzt!
Potenzialanalyse: Mehr als nur Strom
Bei der Potenzialanalyse wird untersucht, welche erneuerbaren Energien lokal verfügbar sind – von Solarthermie über Biomasse bis hin zu Abwärmequellen wie Industrieprozesse oder Abwasser. In vielen Kommunen lag der Fokus bisher auf Strom-Potenzialen. Doch gerade im Wärmesektor sollten auch Potenziale wie Abwärme, Abwasser, Geothermie oder Biomasse intensiver betrachtet werden.
Praxistipp: Achten Sie darauf, dass die Potenzialanalyse flexibel und aktualisierbar ist. In anderen Worten: Es muss möglich sein, auf neue Erkenntnisse, sich ändernde regulatorische Rahmenbedingungen und technologische Entwicklungen reagieren zu können. Die Potenzialanalyse ist außerdem ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der kommunalen Wärmeplanung.
Zielszenario und Versorgungsgebiete
Ein weiteres zentrales Element der Wärmeplanung ist die Definition von Versorgungsgebieten und die Erstellung eines Zielszenarios. Hierbei geht es darum, zukünftige Wärmebedarfe zu prognostizieren und eine optimale Wärmeversorgungsstruktur zu entwickeln – sei es durch den Ausbau von Wärmenetzen, grüne Gase oder dezentrale Versorgungslösungen.
Unsere Empfehlung: Die Planung sollte in enger Abstimmung mit lokalen Akteuren erfolgen, um sicherzustellen, dass Maßnahmen realistisch und umsetzbar sind. Workshops und regelmäßige Absprachen sind essenziell, um alle relevanten Stakeholder einzubinden und einen konsistenten Plan zu entwickeln.
Maßnahmen und Transformationspfad
Viele Wege führen nach Rom – und zur klimaneutralen Wärmeversorgung. Und genauso gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen, die zur Umsetzung eines Wärmeplans in Betracht kommen – von der Gebäudesanierung über den Ausbau von Wärmenetzen bis hin zur Nutzung von Großwärmespeichern. Dabei ist es wichtig, jede Maßnahme umfangreich zu bewerten, eventuell notwendige Varianten zu berechnen und Wirtschaftlichkeitsanalysen durchzuführen. Nur so bleibt der Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung sowohl wirtschaftlich sinnvoll als auch technisch umsetzbar..
Ausschreibungen: Worauf es ankommt
Ich vermute, Sie können es nicht mehr hören: Die kommunale Wärmeplanung ist ein komplexes Projekt. Das stimmt auch! Doch wenn sie gut durchgeführt wird, stellt sie einen extrem wichtigen Schritt in die energetische Zukunft dar.
Entscheidend für den Erfolg eines kommunalen Wärmeplans ist dabei auch eine sorgfältige Ausschreibung. Hierbei sollten nicht nur der Preis, sondern auch andere Kriterien berücksichtigt werden:
- Referenzen
- Konzeptqualität
- der Einsatz digitaler Lösungen
- und die Erfahrung der Dienstleister.
Und ganz ehrlich: Eine geringere Preisgewichtung ermöglicht Ihnen wichtigen Entscheidungsfreiraum bei der späteren Dienstleisterauswahl. Eine offene Kommunikation zwischen den Auftraggebern und Bewerbern kann dabei helfen, Missverständnisse zu vermeiden und den Planungsprozess zu optimieren.
Wichtige Tipps für die Ausschreibung:
- Klare Zeitpläne definieren, die an Fördermittelbescheide gekoppelt sind. Liegt die Bearbeitungszeit über 12 Monaten, sollten Sie eine Verlängerung beim Fördermittelgeber beantragen.
- Neben dem Preis auch qualitative Kriterien wie Expertise, Daten, Durchführungskonzept oder Erfahrung der Projekt-Mitarbeitenden bewerten.
- Ein digitaler Zwilling erleichtert die Zusammenarbeit und beschleunigt den Planungsprozess enorm.
Fazit: Kommunale Wärmeplanung als Teamwork
Die kommunale Wärmeplanung ist ein komplexer Prozess, der eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Energieversorgern und Dienstleistern erfordert. Mit unserer Erfahrung bei greenventory bieten wir umfassende Unterstützung in allen Phasen der Wärmeplanung – von der Datenaufbereitung über die Potenzialanalyse bis hin zur Erstellung von Zielszenarien und Maßnahmenkatalogen. Die Erfahrung bringen wir nun seit Jahren in unterschiedlichen Rollen in KWP Projekten, Quartierskonzepten und Studien ein.
Wir sind überzeugt: Eine erfolgreiche Wärmeplanung ist nur durch Teamarbeit möglich.
Kontaktieren Sie uns gerne, um mehr über unsere Leistungen und unsere Praxiserfahrungen zu erfahren.